Karlchen,

deine donnernende Hufe, wenn du deine Lauffreude genossen hast und bis fast zum Schluss deiner Tage über den Moorboden gajagt bist, sind für unsere Ohren für immer verstummt. Am Freitag den 02. Februar hast du uns, mit deinen 34 Jahren, unmissverständlich klar gemacht, dass es jetzt Zeit ist zu gehen. 25 Jahre hast du Hólmgeir durch das Leben begleitet. Eure Verbundenheit war etwas ganz Besonderes. Jeder, mit ein bisschen Gespür, konnte das sehen. So brauchte es nicht viele Worte zwischen euch. Du solltest nie deinem Stolz und deiner Würde baraubt werden. Dein Freund hat es sofort verstanden. Jetzt sehen wir dich nur noch, wenn wir die Augen schliessen aber vielleicht werden wir noch manchmal dein Getrappel mit dem Wind hören.

Wir möchten uns hier an ein einzigartiges Pferd erinnern:

Mit 7 Jahren kam Kalsi zu Hólmi nach Deuschland. Sein Turnierpferd sollte er sein und von seinem Bewegungspotential, zu der damaliger Zeit, war er schon etwas ganz Besonderes. Problem, alles was unter 25 kmh war, fand Kalsi unnötig. Und trotz aller Bemühungen, konnten wir für die langsamen Gänge niemals sein Verständnis gewinnen.

Da Turniere längst nicht alles sind, wurde Karlchen eines der besondersten Pferde, die man im Leben nur haben kann. Er war einfach für alles zu haben. Sulky fahren machte ihm viel Freude. Auch viele Shows ist er mitgegangen. Einmal sogar als Flugzeug verkleidet. Mit 2 m Tragweite ist er durch die Halle gebraust.

Kalsis Liebe war der Winter. Ob in der Freizeit auf verschneiten Wegen, der Spass auf vereisten Flächen oder die Teilnahme an Eisturnieren. Vor den Zuschauern (er war schon arg Puplikumsgeil) ist er zu Höchstleistungen aufgelaufen. Selten haben wir so viel Frerude in einem Pferd gespürt. Das war sein Element.

Mit 18 Jahren haben wir, aufgrund seines weichen Rückens, seine Reitkarriere beendet.

Und ab dann war dieses grossartige Pferd unser bester Mitarbeiter. Ich kann nicht mehr rechnen, mit wie vielen Jung- und Problempferden er uns geholfen hat. Er bekam seinen Bauchgurt an und lief am lockeren Strick neben uns her. Egal ws das angebundene Pferd veranstaltet hat. Parken, Rasen, Buckeln… er hat sie alle gelehrt in das gleichmässige Laufen zu kommen.

Den Umzug nach Lichtenhorst ist ihm damals sehr schwer gefallen. Raus aus seiner gewohnten Umgebung, hat er anfangs stark abgebaut. Auchr velor er auch immer mehr seine Sehkraft, so dass er einfach unsicher im Gelände wurde und wir ihn in Vollrente schicken mussten. Ein Glück, dass wir ihm hier etwas bieten konnten, was wir ihm in Buchholz nie hätten geben können.. viel Platz. So bekam er Sommer wie Winter immer ein eigenes stück Land auf dem er herumtoben konnte. Und das tat er sehr oft. Musste er mal mit kleineren Weidestücken zurechtkommen wurde er schon nach 2 Tagen unglücklich. Also bekam er seine „Weite“. Um 17 Uhr stand er dann meist am Tor und wollte in seine Box. Selten, dass er die Zeit vergaß. Wurde es mal später, hallte der unausgesprochene Satz über den Hof „Hallooo. Habt ihr nicht was vergessen?“ Einmalig.

Karlchen mein Bester, jetzt kannst du wieder unbeschwert über deine Flächen toben. Den Kopf stolz gestreckt, die Nüstern gebläht im Wind.